Russische Schwarzmeer-Küste

Ankunft in Sotschi

Erst um 2.00 Uhr in der Früh sind alle Tomaten verladen und können die Fahrzeuge – für die gerade noch knapp Platz übriggeblieben ist – in den Schiffsbauch gefahren werden. Nachdem die wenigen russischen Passagiere ihre Party beendet haben, beginnt endlich auch für uns die Nachtruhe. Da die Überfahrt aber 12 Stunden dauern soll, bleibt noch genügend Zeit zum Schlafen.

Spiegelglatt ist das Meer und entsprechend ruhig verläuft die Überfahrt. Wie vorausgesagt, taucht am Mittag die russische Schwarzmeerküste und bald darauf Sotschi auf. Die „Lider Clipper“ muss vor dem Hafen einige Zeit auf ein Schiff der Küstenwache warten, um dann in dessen Begleitung in den Hafen zu tuckern. Schon wenig später stehen die Fahrzeuge auf dem Dock vor der Zollabfertigung. Erwartungsgemäss erweist sich die Abfertigung als kompliziert und umständlich. Das Handgepäck wird wie auf dem Flughafen durchleuchtet und jeder einzelne Pass wird genauestens geprüft. Als das endlich erledigt ist, stehen wir zusammen mit den russischen Fahrzeugbesitzern etwas ratlos in der Gegend herum, bis ein Beamter in zivil herumschreit, warum irgendwelche Formulare noch nicht ausgefüllt seien. Als uns diese ausgehändigt werden, stehen wir vor einem weiteren Rätsel, denn das Formular ist nur auf russisch vorhanden und für die vielen Zungen brechenden Fachausdrücke reichen unsere Sprachkenntnisse bei Weitem nicht aus. Anhand einer Vorlage können wir zwar Einiges erahnen, aber noch lange nicht alles. Schliesslich erbarmt sich uns ein ein wenig Englisch sprechender Passagier unser und hilft uns beim Ausfüllen.

Unser 1'000-Zimmer-Hotelkasten in Sotschi

Mittlerweile ist bereits die Nacht hereingebrochen. Da man sich innerhalb von drei Tagen bei den Behörden oder in einem der grösseren Hotels registrieren muss, machen wir uns auf die Suche nach einem dieser Betonkästen, was sich aber als gar nicht so einfach herausstellt, denn es werden ein Telekom- und ein Bier-Kongress – was immer das auch sein soll – in der Stadt abgehalten. Schliesslich erhalten wir im gigantischen Hotel Zemcuzina mit integriertem Casino der Marke "Caesars Palace" eines der letzten der 1'000 Zimmer. Auch hier erweist sich die russische Bürokratie als mannigfaltig und das Einchecken dauert seine Zeit. Immerhin haben wir das Glück, an der riesigen Reception an eine geduldige und gut Englisch sprechende Dame zu geraten. Die Registrierung wird auf den nächsten Nachmittag versprochen. Hungrig und durstig verpflegen wir uns aus unseren Vorräten auf dem Balkon des Hotelzimmers und geniessen den lauen Sommerabend und die Aussicht auch das prosperierende Sotschi und das Meer.

Jachten der Super-Reichen im Hafen von Sotschi. Im Hintergrund die "Lider Clipper".

Strandpromenade von Sotschi

Blick auf das prosperierende Sotschi aus unserem Hotelzimmer

In Adler schwenken wir landeinwärts in die Bergwelt des Kaukasus. Eine neue Strasse führt ins Tal des Mzymta, an dessen Ufer wir schon bald einen idealen Übernachtungsplatz in einem Picknick-Areal mit Restaurant finden. Das leckere Schaschlik wird uns dann an unserem direkt am Fluss gelegenen gedeckten Picknick-Tisch serviert.

Das Wetter könnte nicht besser sein, als wir am Morgen weiter in die sich immer höher auftürmende Bergwelt hineinfahren. Enger und enger wird das Tal, bis es nur noch eine schmale Schlucht ist. Früher soll es hier auf einer spektakulären, einspurigen Bergstrasse weitergegangen sein, doch heute rollt man bequem durch einen modernen Tunnel und verpasst dabei bestimmt viele schöne Ausblicke. In Anbetracht dessen, dass Krasnaja Poljana das wichtigste Wintersportort des russischen Kaukasus ist und an den Olympischen Winterspielen 2014 eine wichtige Rolle spielen wird, musste natürlich der Anfahrtsweg modernisiert werden, sozusagen ein erster Schritt Richtung Olympia.

Im (noch) ruhigen Krasnaja Poljana gibt es einige Hotelanlagen und eine Sesselbahn, die auf den 2'000 Meter ü.M. gelegenen Rücken des Aibga führt. Der Ort selber liegt lediglich auf etwa 600 Meter, soll aber sehr schneereich sein. Noch sind die Berghänge bis auf 1'800 Meter Höhe mit dichtem Laubwald, dann mit Nadelwald bewachsen. Olympia wird aber wohl einigen Tribut von der noch weitgehend intakten Natur fordern.

Der Felsen der Alten im Tal der Ase

Bei wunderschönem Wetter machen wir jeweils frühzeitig Feierabend, um noch etwas zu lesen und Holz zu suchen. Im malerischen Tal der Ase haben wir uns auf einer saftig grünen Wiese unter einem schattigen Baum gemütlich gemacht.

Wir glauben, unseren Augen nicht zu trauen, als plötzlich zwei weisse Kamele daher gelaufen kommen. Was der Geier machen denn die hier? Den ganzen Nachmittag und Abend sind sie in unserer Nähe am Fressen und äugen dabei immer mal wieder zu uns herüber. Dann stolzieren sie wieder nahe an uns vorbei, uns mit ihrem hochmütigen Blick beobachtend, um auf einer anderen Wiese weiter zu fressen. Vermutlich stehen wir auf ihrer Lieblingswiese, aber mit dem ihnen eigenen Kamelesstolz lassen sie uns gewähren. Wir nehmen an, dass die Tiere ausgemusterte oder beurlaubte Fotoobjekte sind, denn wir haben beobachtet, dass sich die Russen gerne mit allerlei exotischem Getier ablichten lassen. An touristisch neuralgischen Punkten stehen Männer und Frauen mit Affen, Papageien, Raubvögeln inklusive riesigen Geiern oder – wie in Sotschi an der Uferpromenade gesehen – mit halbnackten und mit Schild und Speer bewaffneten Afrikanern bereit, um Touristen mit diesen Objekten gegen Entgelt abzulichten. Diese beiden Kamele waren vielleicht zu wenig fotogen, und man entliess sie wieder in die Freiheit, auch wenn Kamele hier bestimmt nicht heimisch sind.

Typisch russische Häuschen, allerdings der gepflegteren Art

Weiteres idyllisches Camp in freier Natur

Im Westkaukasus gibt es unzählige Dolmen, Zeugnisse früherer Kulturen, die etwa 5'000 Jahre alt sind. Herkunft und Zweck dieser merkwürdigen Bauten sind noch immer ein Rätsel.

Unsere letzte Nacht auf russischem Boden verbringen wir dann fast am Ende der Halbinsel Taman wieder einmal am Meer, mit Blick nach Westen auf die Ausläufer der Krim und auf einen phantastischen Sonnenuntergang.

 

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